Die Kathedrale von Havanna
Kathedrale San Cristóbal? Die Kathedrale für Christoph Kolumbus?
Direkt in der Altstadt, am Plaza de la Catedral (Kathedralenplatz), steht das wichtigste Gotteshaus Havannas. In vielen deutschen Texten wird diese „Kathedrale San Cristóbal” genannt. Einige behaupten sogar, die Kathedrale entstand zu Ehren von Christoph Kolumbus.
Dafür spricht, dass der spanische Name Cristóbal dem deuschen Christoph entspricht. Ebenfalls befanden sich die Gebeine von Kolumbus in dieser Kathedrale, bevor die Spanier diese 1898 nach Sevilla überführten. Allerdings brachten die Spanier erst weit nach Baubeginn die Gebeine aus der Kolonie Santa Domingo nach Kuba, denn sie verloren diese 1795 an Frankreich.
In spanischen Texten findet ihr zwar oft die Bezeichnung „Catedral de San Cristóbal de La Habana”, trotzdem ist die Übersetzung Kathedrale San Christóbal falsch.
San Christobál bezieht sich in den spanischen Texten auf den heiligen Christophorus. Dieser gilt als Schutzpatron der Reisenden und der Seeleute. Ihm zu Ehren nannten die Kolonisten ihre Stadt San Cristóbal de la Habana. Die spanischen Texte sprechen daher einfach von der Kathedrale von Havanna.
Weil das Gotteshaus der Jungfrau Maria geweiht ist, heißt es „Catedral de la Virgen Maria de la Conceptción Inmaculadadas” (Kathedrale der Jungfrau Maria der unbefleckten Empfängnis).
Geschichte der Kathedrale von Havanna
Obwohl die Jesuiten bereits 1704 den Kirchenneubau beantragten, erfolgte die Grundsteinlegung erst 44 Jahre später. Erst warteten die Jesuiten auf die Baugenehmigung. Diese erhielten sie nach 17 Jahren durch einen königlichen Erlass. Weitere sechs Jahre benötigte die Lösung der Standortfrage. Nach nochmals 21 Jahren war auch die Finanzierung geklärt. Deshalb fand erst 1748 die Grundsteinlegung statt.
Der Baubeginn hatte schon viele Jahre gedauert und in der Bauphase gab es ebenfalls große Herausforderungen.
Im Siebenjährigen Krieg besetzten britische Truppen für 11 Monate Havanna, wodurch der Kirchenbau erstmals pausierte. Fünf Jahre später, 1767, verbot der spanische König den Jesuitenorden in Spanien und allen seinen Kolonien. Die Jesuiten wurden aus Kuba vertrieben und ihre Besitztümer beschlagnahmt. Erst nach sechs Jahren erhielt die größte Kirchengemeinde Havannas das Gotteshaus. Bereits drei Jahre später 1777 erfolgte die offizielle Eröffnung.
1789 ernannte der Papst den aus Havanna stammenden Felipe José de Tres-Palacios y Verdeja zum ersten Bischof von Kuba. Dieser bestimmte die neue Kirche zum Bischofssitz. Daraufhin erfolgte die Weihe zur Kathedrale.
Sein Nachfolger Juan José Díaz de Espada y Fernández de Landa, kurz Bischof Espada genannt, war mit der Inneneinrichtung der Kathedrale nicht einverstanden. Diese war noch im Barockstil gestaltet. Bischof Espada bevorzugte aber den neuen klassizistischen Stil, welcher in Spanien und Kuba als Neoclásico bezeichnet wird. Die Umbaumaßnahmen endeten erst nach seinem Tod im Jahre 1832.
Architektur und Kunst
Drei Kirchenschiffe formen eine barocke Basilika, die 34×36 Meter groß ist. Im mittleren Schiff befindet sich der Altarraum. Die Seitenschiffe sind durch starke Säulen abgetrennt und beherbergen acht kleine Kapellen. Der Fußboden besteht aus weißem und schwarzem, italienischen Marmor.
Ebenfalls aus Italien stammen die Skulpturen und die Goldarbeiten des Hauptaltars. Diese entstanden in der Werkstatt des spanischen Bildhauers Antonio Solá 1820 in Rom.
Über dem Hauptaltar befinden sich drei originale Fresken. Diese malte 1810 Giuseppe Perovani. Bekannt ist er vor allem durch ein Porträt von George Waschington. Für Bischof Espada malte er noch weitere Werke in der Stadt. Ebenso porträtierte er viele einflussreiche Bewohner Havannas. Die drei Fresken in der Kathedrale zeigen das letzte Abendmal, Jesus übergibt Petrus den Schlüssel zum Himmelreich, sowie die Aufnahme in den Himmel.
Die Bilder der acht Seitenkapellen malte der Franzose Jean Baptiste Vermay de Beaume, der auch die Bilder im El Templete an der Plaza de Armas (Waffenplaz) schuf.
An den vorderen Ecken der Kirchenschiffe befinden sich zwei ungleiche Türme. Der größere von beiden ist für Besucher zugänglich. Der Aufstieg des engen Turmes kostet 1 CUC. Von oben habt ihr einen tollen Blick auf die Altstadt und die Hafenbucht mit ihren Festungen.
Aktuelles
Die Kathedrale ist der Sitz des Erzbischofs von Havanna. Von 1981 bis 2016 hatte dieses Amt Jaime Ortega inne. Zusammen mit dem berühmten Befreiungstheologen Frei Betto veränderte er die Kirchenpolitik auf Kuba. Daraufhin verbesserte sich das unterkühlte Verhältnis von kubanischem Staat und der katholischen Kirche spürbar. In der Wirkungszeit von Bishof Ortega verbot die Regierung religiöse Diskriminierung und verankerte die Religionsfreiheit in der kubanischen Verfassung. Zudem empfing Ortega drei Päpste in Havanna. Die Kathedrale besuchte zuerst Johannes Paul II 1998. Ihm folgte 2012 Benedikt der XVI. Nur drei Jahre später besuchte Papst Franziskus die Kathedrale. Weil diese Kirche Station bei offiziellen Staatsbesuchen ist, kommen auch viele Regierungsoberhäupter. 2015 besuchte der französiche Präsident François Hollande das Gotteshaus. Ihm folgte 2016 Barack Obama mit seiner Familie.
Meine Fototipps
- Die Front der Kathedrale von Havanna könnt ihr ganztägig gut fotografieren. Dabei habt ihr in den Mittagsstunden die Sonne im Rücken und die Kathedrale ist voll ausgeleuchtet. Auch bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gibt es kein Gegenlicht, dann gelingen durch das warme Licht besonders gute Fotos.
- Beachtet, dass es in der Regenzeit von Mai bis Oktober am Nachmittag häufig starke Regenschauer gibt. Der Himmel ist dann von Wolken bedeckt.
- Die Aussicht vom Glockenturm ermöglicht euch Fotos von der Festung El Morro und von der Christusstatue.
- Vom Balkon des Museo de Arte Colonial (Museum für koloniale Kunst) habt ihr den besten Blick auf den Platz und die dahinterliegende Kathedrale.
Umgebung
Der „Plaza de la Catedral” zählt mit der Kathedrale und den vielen kolonialen Häusern zu den wichtigsten und schönsten Plätzen der Altstadt Havannas. Mehr Infos zum Platz und der direkten Umgebung findet ihr hier.
Ich freue mich auf eure Kommentare sowie ein Like bei Facebook.
Danke, wunderschön Beschrieben/Dokumentiert.
Hallo Megerle Stefan,
vielen Dank für dein Lob
Viele Grüße
Roland